Das Thema „Recht auf Wasser“ im Unterricht
In der vorliegenden Unterrichtseinheit „Recht auf Wasser“ steht die Förderung sachlicher, sprachlicher sowie sozial-kommunikativer Kompetenzen im Vordergrund. Mithilfe der Methode Podiumsdiskussion lernen die Schüler:innen anhand der Problemfrage, ob Wasser ein Menschenrecht ist, schlüssige Argumente mit sinnvollen Beispielen zu formulieren (Sachkompetenz), sind gefordert eine angemessene Wortwahl, Lautstärke und treffende Sprache anzuwenden (Sprachkompetenz) sowie einen fairen Umgang mit Gesprächspartnern zu pflegen (sozial-kommunikative Kompetenz).
Dementsprechend bietet insbesondere das Fach Politische Bildung zahlreiche Lehrplanbezüge, da der Sprachbildung im Politikunterricht eine zentrale Bedeutung zukommt. Fehlende Sprachkompetenz behindert die Ausbildung politischer Mündigkeit und verwehrt gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten.
Da aber auch Bezüge zum Geografieunterricht offenkundig sind, lässt sich die Einheit vor allem im Fächerverbund der beiden genannten Gebiete durchführen.
Vorkenntnisse
Besondere Vorkenntnisse sind für die Umsetzung der Unterrichtseinheit nicht erforderlich. Erfahrungen der Klasse mit der Methode der Podiumsdiskussion sind von Vorteil, aber nicht obligatorisch.
Methodische Analyse
Zu Beginn der Einheit präsentiert die Lehrkraft den Schüler:innen den zentralen Inhalt der Resolution der UN-Generalversammlung vom 28. Juli 2010 (s. Anhang). Hier kann das Original in Englisch oder die entsprechende deutsche Übersetzung zum Einsatz kommen, um auch bilinguales Lernen zu fördern. Kurz und knapp fassen die Lernenden die daraus zu folgernden Konsequenzen zusammen. Für einen problemorientierten Einstieg in die Einheit wird diesem Ausschnitt aus der UN-Resolution sodann ein Bild (s. Anhang, Abb. 1) gegenübergestellt, welches die Wasserknappheit in ärmeren Regionen der Welt aufzeigt. Die versetzte Gegenüberstellung von UN-Resolution und Bild schafft somit erste Denkanstöße, die im Verlauf der Einheit diskutiert werden, und bietet zahlreiche Überleitungen in die Stunde.
In der ersten Erarbeitungsphase setzen sich die Schüler:innen mit der (im Einstieg bereits aufgegriffenen) Wassersituation weltweit auseinander. Sie bearbeiten in Einzelarbeit das Arbeitsblatt 1 und arbeiten die Folgen fehlender Trinkwasser- sowie Sanitärversorgung heraus. Die Ergebnisse werden im Plenum gesichert und diskutiert. Sollten die Lernenden bereits hier eine Diskussion darüber führen wollen, ob Wasser ein Menschrecht sei, ist es wichtig, ihnen darzulegen, dass diese Diskussion in einem zweiten Schritt vollzogen wird. Zunächst ist es erforderlich, Ideen zu entwickeln, wie überhaupt der Zugang zu sauberem Trinkwasser weltweit ermöglicht werden kann, bevor man eine solche Resolution umsetzen kann. Andernfalls verläuft eine derartige Forderung ins Nichts.
Wie oben beschrieben, entwickeln die Schüler:innen anschließend in Kleingruppen Ideen, wie der Zugang zu sauberem Trinkwasser weltweit ermöglicht werden kann. Hierfür eignet sich besonders die Aktionsform der Gruppenarbeit, da der gemeinsame Austausch für das Sammeln, Entwickeln und die Präsentation der Ergebnisse förderlich ist und Hemmungen sich einzubringen abgebaut werden. In der Sicherung präsentieren und ergänzen die Lernenden ihre Ergebnisse. Eine Diskussion möglicher Maßnahmen sollte hinreichend bzgl. ihrer Durchsetzung erörtert werden. Eine Debatte hierüber fördert nicht nur diverse Sozialkompetenzen. Sie leitet auch in die anschließende Podiumsdiskussion über und bereitet diese vor.
Für die Podiumsdiskussion sollte die Lehrkraft eine Doppelstunde einplanen, da die Methode selbst in verschiedene Phasen unterteilt ist: Vorbereitend werden Gruppen (1. Pro-Begründung eines Menschenrechts auf Wasser, 2. Einwände und Zweifel gegenüber eines Menschrechts auf Wasser, 3. Moderationsteam) gebildet und Beteiligte bestimmt. Sind die Gruppen geschaffen, werden Rollen innerhalb der Gruppe verteilt und Argumente für die zu vertretende Position gesammelt, die später in der Diskussion eingebracht werden. Diese Phase sowie die Durchführung der Diskussion sind zeitintensiv, da die Lernenden Argumente sowie Gegenpositionen erarbeiten, recherchieren und strukturiert aufarbeiten (s. AB 2). Nach der Durchführung und Auswertung der Podiumsdiskussion wird der Einstieg wieder aufgegriffen, um somit einen „roten Faden“ zu suggerieren. Die Lernenden arbeiten die Bedeutung der UN-Resolution heraus, aber auch die Kritik an dieser, mit der sich die Schüler:innen in Vorbereitung auf die Podiumsdiskussion befasst haben (konkret mithilfe des Links auf dem AB 2: Zur Begründung eines Menschenrechts auf Wasser | bpb; Umsetzung, Verpflichtungen der Staaten etc.).
Abschließend wird ein konkreter Lebensweltbezug geschaffen. Die Lernenden befassen sich mit der Frage, ob die UN-Resolution konsequent in Berlin umgesetzt wird, indem jede Person in Berlin – insbesondere vulnerable Gruppen wie Obdachlose etc. – jederzeit uneingeschränkt Zugang zu sauberem Wasser besitzt, oder ob noch Nachholbedarf diesbezüglich auch in den Industrieländern gibt.
Als Hausaufgabe oder Binnendifferenzierung bietet es sich an, sich mit dem Podcast des SWR/ ARD zu „Wasser – Ware oder Menschenrecht?“ zu befassen.
Didaktische Analyse: Kompetenzen
Fachkompetenz
Die Schüler:innen
- erläutern die Wassersituation weltweit und nennen Folgen mangelnder Trinkwasserversorgung.
- entwickeln Ideen, wie der Zugang zu sauberem Trinkwasser weltweit ermöglicht werden kann.
- erörtern die Frage nach einem Recht auf Wasser.
Medienkompetenz
Die Schüler:innen
- arbeiten diszipliniert am PC oder Laptop.
- trainieren das selbstständige Erschließen von Themen und Inhalten.
Sozialkompetenz
Die Schüler:innen
- trainieren im Rahmen von Gruppenarbeit ihre Zusammenarbeit mit anderen Personen.
- lernen einander zuzuhören und eigene Ergebnisse zu präsentieren.
- trainieren das kreative Entwickeln und Ausformulieren eigener Ideen.
- können ihre Meinung verbal begründen und verteidigen und beherrschen die Form eines regelgeleiteten Diskutierens.
- beschaffen in Gruppenarbeit gemeinsam Informationen, werten diese aus, suchen und prüfen Argumente.
- lernen im Rahmen der Podiumsdiskussion sich in andere Menschen hineinzuversetzen.