Das Thema „Regenwasser als Ressource“ im Unterricht
Das Thema „Regenwasser als Ressource“ knüpft eng an der Lebenswelt und den Bestrebungen der Jugend nach einem nachhaltigen und verantwortungsbewussten Umgang mit den natürlichen Ressourcen an. In den öffentlichen Debatten des 21. Jahrhunderts stehen heute zwei Megaprobleme im Vordergrund: Zum einen der globale Umweltwandel, also global warming und die daraus resultierenden Folgen, zum anderen die immer knapper werdenden Schlüsselressourcen, zu denen auch sauberes Wasser gehört.
Mit dem Thema „Regenwasser als Ressource“ beschäftigen sich die Schüler:innen mit ebenjenem „Megaproblem“ des 21. Jahrhunderts. Sie reflektieren, wie auch im süßwasserreichen Deutschland Regenwasser als Ressource sinnvoll eingesetzt werden kann, um den natürlichen Wasserkreislauf zu stärken und damit einhergehend dem global warming entgegenzuwirken und das Mikroklima in den Städten zu verbessern. Gestärkt wird der natürliche Wasserkreislauf insbesondere durch die Entsiegelung von Flächen bzw. dadurch, dass weniger Flächen versiegelt werden, sodass Regenwasser im Boden gespeichert werden kann. Die Versickerung von Regenwasser führt zu einer Anreicherung des Grundwassers. Dadurch wird Regenwasser zurückgehalten, verdunstet und führt zu einem Rückgang von Überschwemmungen, die schließlich durch Versiegelungen gefördert werden. Die Folge sind ein besseres Stadtklima, gesündere Gewässer, geringere Überflutungsrisiken und das Schaffen von Lebensräumen für Tiere.
Vorkenntnisse
Kenntnisse zum natürlichen und urbanen Wasserkreislauf werden vorausgesetzt. Materialien hierzu finden Lehrkräfte auf der Website.
Methodische Analyse
Der Einstieg in die Unterrichtseinheit erfolgt über zwei gegensätzliche Bilder: Das erste, welches ziemlich bekannt ist, zeigt ein Schiffswrack im Wüstensand am Aralsee. Das zweite bildet Hochwasser am Rhein ab. Durch die Auswahl dieser zwei gegensätzlichen Fotografien wird ein Problembewusstsein zur Wasserthematik geschaffen. Zugleich bilden diese Bilder die Grundlage für eine globale Einordnung.
In der darauffolgenden Erarbeitungsphase befassen sich die Schüler:innen mit der Wasserstatistik des BDEW für das Jahr 2020. Die Lernenden interpretieren diese, erklären und berechnen, wofür Wasser und in welchen Anteilen verwendet wird.
Das AB 2 bearbeiten die Schüler:innen in Gruppenarbeit in der zweiten Erarbeitungsphase. Zunächst wird ein Überblick über die Berliner Kanalisation gegeben. Anschließend vertiefen die Lernenden die Probleme, die bei Starkregenereignisse (Bezug zu Klimawandel!) auftreten können. Ein wesentlicher Begriff, der hier eingeführt wird, ist der der Eutrophierung. In der Sicherung ist es wichtig, auch auf Lösungsvorschläge der Lernenden einzugehen. Je nach Leistungsstärke der Gruppe wird auf diese Weise die Thematik der zweiten Stunde vorbereitet, in der Vorschläge sowie Projekte zur dezentralen Regenwasserbewirtschaftung angerissen werden, um so den Folgen des Klimawandels zu begegnen (Entsiegelung von Flächen, Begrünung von Stadt- und Wohnflächen, Anlegen von Flussläufen, Versickerungsmulden etc.).
Je nach Stundenmanagement empfiehlt es sich – sofern die Stunden auf unterschiedliche Wochentage verteilt sind – die Thematik mithilfe eines Einstieges zu reaktivieren. Indem die Lehrkraft den Begriff „Eutrophierung“ durch einen stummen Impuls an die Tafel notiert, wird die vorangegangene Stunde im Detail angeregt. Bei einem Doppelstundenkonzept kann ein erneuter Einstieg entfallen.
Daraufhin befassen sich die Schüler:innen mit den bereits in der vorangegangenen Phase angerissenem Problem der aufkommenden Extremereignisse im Zuge des Klimawandel. Dazu betrachten die Lernenden den Videobeitrag der Regenwasseragentur (Vom Regen in die Zukunft - YouTube). Sie benennen und erläutern die im Beitrag geschilderten Probleme und setzen sich mit Möglichkeiten auseinander, wie die Folgen der Wetterextreme durch eine sinnvolle Regenwasserbewirtschaftung abgemildert werden können.
Der anschließenden Sicherungsphase kommt eine große Bedeutung zu. Hier werden nicht nur die Ergebnisse der vorangegangenen Erarbeitung besprochen, sondern auch mit dem Wissen der ersten Stunde verknüpft. Klimawandel, Wetterextreme und Regenwasserbewirtschaftung vor Ort in den erarbeiteten Facetten werden im Plenum umfassend diskutiert und Vorschläge zur Stärkung des natürlichen Wasserkreislaufs entwickelt.
Konkrete Projektbeispiele deszentraler Regenwasserbewirtschaftung vor Ort in Berlin lernen die Schüler:innen in der Vertiefungsphase kennen. Die auf der Website von berlin.de (Ökologischer Stadtplan/ Land Berlin) aufgelisteten Beispiele (Alexa, Block 6, …) werden auf die Lernenden in Kleingruppen aufgeteilt. Ihre Aufgabe ist es, sich mit ihrem Themenfeld mithilfe der Webrecherche ausführlich zu befassen (Was hat man getan? Welche Möglichkeiten der Regenwasserbewirtschaftung gibt es? …). Schnell arbeitende Schüler:innen bzw. Arbeitsgruppen befassen sich zusätzlich mit den Maßnahmen-Infokarten (Maßnahmen Karten (berlin.de)), um in der anschließenden Ergebnispräsentation weitere Möglichkeiten der Regenwasserbewirtschaftung ergänzend hinzuzufügen.
Eine abschließende Zusammenfassung der inhaltlich umfangreichen Lerneinheit erfolgt in der dritten Unterrichtsstunde, in der die Lernenden eine Übersicht (Plakat o. ä) gestalten. Je nach Fokus und Schwerpunktsetzung können die Beiträge unterschiedlich ausfallen. Im Falle einer sehr heterogenen Lerngruppe kann die Lehrkraft Keywords für die Gestaltung festlegen, die unterzubringen sind. Diese könnten sein: Klimawandel, Wetterextreme, Regenwasserbewirtschaftung, Stadtentwicklung, Eutrophierung, Regenüberlauf, Wasserkreislauf.
Die Ergebnisse der Beiträge werden mittels der Methode des Gallery-Walk präsentiert. Hierfür wird das Klassenzimmer zu einer Galerie umfunktioniert, sodass die Arbeitsergebnisse er einzelnen Gruppen gut sichtbar im Raum ausgestellt und ausgewertet werden.
Optional kann im Anschluss bspw. innerhalb von Projekttagen der Bereich der Schulumfeldgestaltung angegangen werden. Je nach Zeitmanagement kann Dauer und Umfang unterschiedlich ausfallen. Es kann sich um eine konkrete Projektarbeit oder um einen Planungsworkshop handeln. Ziel ist es, dass die Lernenden handlungsorientiert überlegen, welche Maßnahmen an der Schule umsetzbar sind (begrünte Versickerungsmulde, Regentonne/ Zisterne, Schulgarten, Blühwiese, künstliches Gewässer/ Wasserlauf/ Verdunstungsbeet, etc.) und ein Grobkonzept erstellen. Ein Umsetzungsbeispiel bietet die Regenwasseragentur auf ihrer Homepage (Regenwasserbewirtschaftung macht Schule | Regenwasseragentur).
Für eine interaktive Umsetzung der Einheit oder für ein hybrides Lernen finden Lehrkräfte hier zudem ein interaktives H5P-Modul zur vorliegenden Unterrichtseinheit.
Didaktische Analyse: Kompetenzen
Fachkompetenz
Die Schüler:innen
- lernen, eine komplexer werdende, sich ständig verändernde Welt aus unterschiedlichen Perspektiven zu erfassen und sich in ihr zu orientieren.
- verstehen und beurteilen gesellschaftliche Fragen und Probleme.
- kennen Verwendungsbereiche des Trinkwassers im Haushalt.
- kennen die Berliner Kanalisationssysteme, deren Stärken und Schwächen und Probleme, die bei Starkregen auftreten können.
- erklären, was man unter der Eutrophierung von Gewässern versteht. Sie erläutern Ursachen und Folgen der Eutrophierung.
- entwickeln Ideen zur dezentralen Regenwasserbewirtschaftung, kennen deren Vorzüge und deren Beitrag, um die Folgen des Klimawandels einzudämmen und das Stadtklima zu verbessern.
Medienkompetenz
Die Schüler:innen
- arbeiten und recherchieren diszipliniert am PC oder Laptop.
Sozialkompetenz
Die Schüler:innen
- lernen einander zuzuhören und eigene Ergebnisse zu präsentieren.
- arbeiten in Gruppen zusammen.