Mechanische Reinigung: Abwasser gelangt aus Haushalten, Industrie und Gewerbe ins Klärwerk und dort zuerst in die mechanische Reinigung. Bei trockenem Wetter reinigen Klärwerke in Berlin täglich rund 665.000 Kubikmeter Abwasser. Die Reinigungsschritte Rechenanlage, Sandfang und Vorklärbecken bilden die erste Reinigungsstufe eines Klärwerks. Im Rechen werden grobe Verschmutzungen (hauptsächlich Papier, Plastik, Laub, Hygieneartikel etc.) entfernt. Diese Stoffe werden in (Müll-)Containern gesammelt und gesondert entsorgt. Im Sandfang werden mineralische Verunreinigungen (Sand, Glassplitter, Kies etc.) dem Abwasser entzogen, indem die schweren Stoffe langsam zum Boden eines Beckens sinken. Im Vorklärbecken werden, durch Verringerung der Fließgeschwindigkeit, weitere absetzbare Stoffe aus dem Abwasser entfernt. Darüber hinaus lassen sich auch Stoffe mit geringerer Dichte als Wasser (Öle und Fette) abschöpfen. Der entnommene Schlamm, Primärschlamm, wird entwässert und im Faulturm für die Produktion von Methan – und das wiederum für die Energiegewinnung – genutzt.
Biologische Reinigung: Die zweite Reinigungsstufe wird biologische Reinigung genannt. Hier werden im Belebungsbecken durch die Zugabe von Sauerstoff günstige Bedingungen für Bakterien geschaffen. Diese Kleinlebewesen zersetzen die organischen Bestandteile des Wassers und sammeln sich als Schlammflocken am Boden oder an der Wasseroberfläche.
Nachklärung: In dieser letzten Reinigungsstufe kommt das Abwasser wieder zur Ruhe, schwimmender oder abgesunkener Klärschlamm wird entfernt. Manchmal wir dabei auch ein Metallsalz als Flockungshilfsmittel eingesetzt. Das dann zu gut 98 Prozent gereinigte sogenannte Klarwasser wird anschließend in einen Fluss geleitet.
Rückführung: Für die restlichen zu klärenden Anteile des Abwassers wird eine dritte und in modernen Anlagen auch eine vierte Reinigungsstufe eingesetzt. Anorganische Stoffe wie Nitrate, Phosphate und Schwermetalle (durch Reinigungsmittel, Medikamente etc.) werden durch chemische Prozesse (Fällungsbehandlung) aus dem Abwasser entfernt. Nitrate werden wiederum durch Mikroorganismen gebunden. Mittlerweile verfügen zahlreiche Kläranlagen über eine vierte Reinigungsstufe, dabei können verschiedene Verfahren zum Einsatz kommen, um vor allem Medikamentenrückstände, Schwebeteilchen und Farbstoffe dem Abwasser zu entziehen.
Das gereinigte Abwasser wird nach Durchlauf dieser Reinigungsstufen schließlich in offene Gewässer (Flüsse, Seen) geleitet und somit wieder dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt.
Weitere Reinigungsstufen: Der dreistufige Prozess hat viel entfernt, aber nicht alles. Die verbliebenen etwa 1,5 Prozent bestehen nahezu vollständig aus Resten von Stickstoff und Phosphor, die die Bakterien nicht geschafft haben. Beides sind Nährstoffe, die Algen düngen und unsere Flüsse so grün färben. Um sie weiter zu minimieren, werden in den Berliner Klärwerken weitergehende Reinigungsstufen gebaut. Das sind die Flockungsfiltration (Nr. 4, gegen Phosphor) und die Prozesswasserbehandlung (Nr. 5, gegen Stickstoff). Weitere Reinigungsstufen entstehen in den kommenden Jahren gegen sogenannte Spurenstoffe (u. a. manche Medikamente, künstliche Süßstoffe), dafür nimmt man Ozon, sowie gegen Keime, gegen die UV-Lampen zum Einsatz kommen. Das wären dann die Stufen 6 und 7.
Abwasserbehandlung in Deutschland: In Deutschland sind über 96 Prozent der Haushalte an die öffentliche Kanalisation angeschlossen: Das heißt, das Abwasser der Haushalte wird in der öffentlichen Kanalisation gesammelt – rund 540.723 Kilometer Abwasserkanäle – und in Kläranlagen geleitet. Es gibt knapp 10.000 solcher Kläranlagen. In öffentlichen Kläranlagen werden jährlich insgesamt etwa zehn Milliarden Kubikmeter Abwasser (davon circa fünf Milliarden durch Regenwasser) behandelt.